Thomas' Gedanken zum Tage und zur Zeit

 

 

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Wenn du ein gläubiger Mensch werden willst, dann fang damit an, dass du dich verhältst wie ein gläubiger Mensch.

René Descartes

Wir sind diejenigen, die von uns gesagt haben werden: so will ich sein.

Edmund Husserl

 

  • 22.6.2008

 

Ja, doch, es gibt etwas, was ich dazu zu sagen habe, ein Zitat. Folgen Sie diesem Link und lesen Sie das laut vor sich hin: kurt-schwitters.org. Das ist die Musik zur modernen Zeit. Besonders wichtig ist die Stelle: fümmsböwötääzääUu pögiff, ein vorläufiger Kumulationspunkt. Hier müssen Sie richtig in Ihre Stimme gehen, ich will's hören! Schwitters wusste gar nicht, wie Recht er hatte.

Sollten sich nun irgendwelche Nebenwirkungen in Gestalt besorgter Blicke Ihrer Nachbarn und Mitmenschen oder an die Stirn tippen und den Boden unter den Füßen wegziehen ergeben, dann fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Die können uns zwar auch nicht helfen, aber Sie sind den Sorgen wenigstens nachgegangen.

Schwitters ist übrigens Hannoveraner, genau wie du und ich. Das macht mich froh und stölz. Stölz? Stölz. Hunde sind an die Leine zu führen.

 

  • 2.7.2008

 

Hallo, ich bin noch da, aber manchmal rücken die Ereignisse so dicht zusammen, dass selbst ich kein Bein mehr dazwischen an die Erde bekomme. Jetzt kommt wieder eine ruhigere Zeit, in der mal wieder meine Familie dran ist. Aber auch die erst kürzlich eröffnete Liste blöder Namen, die ich mit

  • Rolf Mützenich, SPD-Abgeordneter
  • Roswitha Müller-Piepenkötter, Justizministerin von NRW
  • Constanze Stelzenmüller vom German Marshall Fund
  • Heinz Riesenhuber, auch so einer

begonnen habe, ist nicht vergessen. Nur war die letzte Woche nicht so ergiebig. Neu entdeckt habe ich nur

  • Annegret Kramp-Karrenbauer, Bildungsministerin im Saarland.
  • Mara-Rasanna Tumser-Knipsch

ist allerdings nach wie vor der uneingeholte Gipfel. Was Eltern sich dabei denken, ihr Kind mit so einer Präventivstrafe ins Leben zu schicken, ist mir nicht begreiflich. Bestimmt wollten sie originell sein und haben in ihrem Egoismus, sich zu verwirklichen, vergessen, an das Kind zu denken. Oder sie dachten sich, bei Tumser-Knipsch ist eh schon wurscht, dann lieber gleich in die Vollen. Nehmen wir mal an, das Mädchen ist durchschnittlich begabt, IQ von 112, macht sein Abi, lernt seinen ersten Freund kennen, erster Sex, er sagt "Oh Mara-Rasanna, ich komme gleich", da ist doch alles schon wieder vorbei. Und hinterher beschwert sie sich über die ejaculatio praecox ihres Holden. Da kann doch der Freund auch nur Dschingis-Nebukadnezar heißen. Das wäre dann zwar ein Kracher, aber wer tut denn sowas! "Dschingis-Nebukadnezar Sandmann und Mara-Rasanna Tumser-Knipsch geben sich die Ehre und laden zur Verlobung ein." Da würde ich hingehen.

Hier hat sich eine ganze Generation verewigt. Im erweiterten Rahmen solcher Geschmacksverirrungen haben die Männer damals auch rosa Latzhosen getragen und sich selbst des Bedürfnisses nach Penetration ihrer Freundin angeklagt.

 

  • 5.7.2008

 

sie halten einander an den händen, aber sie reiben nie ihre schultern aneinander, und sie schnuppern auch nicht. ihre münder sind nicht geölt, ihre augen sind trocken, ihre sprache ist die zeichensprache der einsamkeit, dürres eis, abwartendes geröll, stein bei steinen.

aus: ernst jandl, prosa aus der flüstergalerie

hosi


anna
maria
magdalena

hosi

hosianna
hosimaria
hosimagdalena

hosinas

hosiannanas
hosimarianas
hosimagdalenanas

ananas

Ernst Jandl, Der künstliche Baum: hosi

 

  • 7.7.08

 

Peter Bieri, Hirnforscher und Philosophie-Professor der FU Berlin, zur Diskussion über den freien Willen. Ein lesenswerter Beitrag: Hier.

Neurobiologischen Forschungsergebnissen zufolge ist der freie Wille in Frage gestellt. Vor allem die bis heute nicht widerlegten Arbeiten von Benjamin Libet, einem amerikanischen Neurobiologen, der den Aufbau eines Bereitschaftspotentials 0,8 bis 1,5 Sekunden vor der Ausführung einer Handlung feststellen und damit die Handlung voraussagen konnte, haben die Existenz eines freien Willen schwer in Frage gestellt. "Das lange Zeitintervall, das zwischen Bereitschaftspotential und einer selbstinitiierten Handlung vergeht, wirft die entscheidende Frage auf, ob auch der Willensantrieb zum Handeln so lange im voraus bewußt erlebt wird." (B. Libet) Die Entscheidung, so sagt Libet, zur Ausführung einer Handlung läuft auf einer nicht bewusst wahrnehmbaren Ebene ab; anders: Wenn das Gehirn bereits ungefähr eine Sekunde vor dem bewussten Entschluss, einen Finger zu krümmen, aktiv wird, haben wir dann einen freien Willen? Was stellt das Gehirn an?

Und Hier die Antwort auf die Frage, wie es wäre, gebildet zu sein. Ebenfalls von Peter Bieri. "Der Gebildete wird auch durch Poesie ein anderer. Das unterscheidet ihn vom Bildungsbürger und Bildungsspießer. ... [Der Gebildete] lernt die Sprache der Seele. Er lernt, dass man derselben Sache gegenüber anders empfinden kann, als er es gewohnt ist. ... Der Gebildete ist einer, der besser und interessanter über die Welt und sich selber zu reden versteht als diejenigen, die immer nur die Wortfetzen und Gedankensplitter wiederholen, die ihnen vor langer Zeit einmal zugestossen sind." Und: "Der Gebildete ist an seinen heftigen Reaktionen auf alles zu erkennen, was Bildung verhindert. Die Reaktionen sind heftig, denn es geht um alles: um Orientierung, Aufklärung und Selbsterkenntnis, um Phantasie, Selbstbestimmung und moralische Sensibilität, um Kunst und Glück. Gegenüber absichtlich errichteten Hindernissen und zynischer Vernachlässigung kann es keine Nachsicht geben und keine Gelassenheit. Boulevardblätter, die aus purer Profitgier alles zerstören, wovon ich gesprochen habe, können nur den heftigsten Ekel hervorrufen. Überhaupt ist der Gebildete einer, der vor bestimmten Dingen Ekel empfindet: vor der Verlogenheit von Werbung und Wahlkampf; vor Phrasen, Klischees und allen Formen der Unaufrichtigkeit; vor den Euphemismen und der zynischen Informationspolitik des Militärs; vor allen Formen der Wichtigtuerei und des Mitläufertums, wie man sie auch in den Zeitungen des Bürgertums findet, die sich für den Ort der Bildung halten. Der Gebildete sieht jede Kleinigkeit als Beispiel für ein grosses Übel, und seine Heftigkeit steigert sich bei jedem Versuch der Verharmlosung. Denn wie gesagt: Es geht um alles." Eben.
Unbedingt lesenswert; ginge es nach mir, es wäre Pflichtlektüre.

 

  • 8.7.2008

 

Gestern einen Film über das Tauchen im Pazifik gesehen, Mikronesien, Palau. Phantastische Bilder. Aber eins, liebe Taucher, muss ich euch sagen: Die Permanenz des Gequatsches geht mir tierisch auf die cojones."Haste dies gesehen? Haste gesehen, wie der da geschwommen ist? Fast hab ich ihn gehabt." Die Taucher sind noch nicht wieder ganz auf dem Boot, und schon geht es los. Erst eine Zigarette ins Gesicht stecken, und dann aufzählen. Sammler von gesehenen Dingen. Nichts haben sie erlebt. Ein Strömungstauchgang mit 5 Knoten Geschwindigkeit, das ist enorm unter Wasser, das ist ein Traum, und dann dieses alles vernichtende Gequatsche. Wenn man nichts zu sagen hat, einfach mal die Fresse halten.

 

  • 9.7.2008

 

Wer immer nur das tut, was er schon immer getan hat, wird auch immer nur das bekommen, was er schon immer bekommen hat.

Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe.

Übrigens Raucher: Wisst ihr eigentlich, dass ihr, wenn ihr auf der Straße rauchend unterwegs seid, eine Schleppe von bis zu 5 Metern riechbar stinkende Luft hinterlasst, nicht zu riechen aber und von eurer giftigen Hinterlassenschaft kontaminiert mindestens die doppelte Strecke? Hat euch noch keiner gesagt? Na, dann wurde es aber Zeit.

 

  • 12.7.2008

 

Zwei interessante Miniaturen:

Einmal begründet ein Mann von etwa 45 Jahren, warum er sich Haare implantieren lassen will, da er keine Freundin abbekommen hat, folgendermaßen: "Für eine Frau ist doch ein Mann ohne Haare gar kein richtiger Mann." Nun verstehe ich zwar nichts von Haaren und Frauen im Allgemeinen, ich weiß aber, dass wir sehr geneigt sind, alle Albernheiten und Malessen des Lebens mit irgendetwas zu begründen. Warum dann nicht auch Haarimplantate mit dem Singledasein oder das Singledasein mit den fehlenden Haaren. Tut doch jeder.

Dann erzählt ein wüst aussehender Mann von etwa 28 Jahren mit Dreadlocks seinem Kumpel, seine Freundin habe sich gerade eine Wohnung angesehen. Das also ist ihr Freund. Sie wird eines Tages wieder ausziehen, die Wohnung wird beim Auszug nicht den Vorstellungen der Vermieters entsprechen, es wird Auseinandersetzungen geben, und die Ausziehende und ihr dreadbelockter Freund werden sich darüber empören, dass man von ihnen verlangt, die ehemals bewohnte Wohnung in einen neutralen oder gar wohnlichen Zustand zurückzuversetzen. Tut doch keiner.

Ich bin weit davon entfernt, die eine oder andere Geschichte witzig zu finden oder ihre Helden zu begrinsen. Wenn man es bedenkt, so begegnet uns in jedem Partikel die ganze Welt. Ob das Universum holographisch ist, weiß ich nicht, unsere Welt ist es. Was bin ich froh, dass ich all diese Menschen nicht kenne und meinen Vorurteilen fröhnen kann.

Diesen schönen jungen Mann dagegen mag ich:

Es ist Amenhotep IV, besser bekannt als Echnaton, der Aton wohlgefällt. Er hat gegen alle Widerstände Aton, den Sonnengott, als monotheistischen Gott ins ägyptische Reich eingeführt. "... und den Tod: die Zuflucht, den Trost und den besten, liebenswertesten und nicht hoch genug zu preisenden Freund und Wohltäter der Irrenden, der Verlassenen, der Alten und Müden, deren Herzen gebrochen sind, deren Bürden schwer auf ihnen lasten und die sich niederlegen möchten, um endlich auszuruhen."

 

  • 17.7.2008

 

... und wenn man uns ins Paradies versetzte, so könnten wir doch nichts damit anfangen, da wir die Hölle immer mit uns herumtragen. Weder die Hölle noch das Paradies sind äußere Räume. Es sind auch nicht die Anderen, denn die existieren ebenso wenig außerhalb von uns.

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Kim Jong Il (63). Finden die das jetzt schön und imposant, oder wollen die mit ihrer Verkleidung die Mensch einfach mal prävantiv foltern: Kinder dürfen große Jungs spielen, oder ist das der Versuch einer auf lange Sicht angelegten Verblödungsaktion, ein als Psychofolter angelegtes Verwirrspiel, man erwacht morgens um halb vier und sieht das um sein Bett stehen, oder warten die vielleicht einfach nur mit dem Grünen Gruppenticket auf den Hubschrauber, der sie heute Nachmittag ins Hospital der Verklärung bringt?

Toll ist auch die Bildunterschrift: Kim (M.) mit Militärs . Mit Militärs, in Kursivschrift. Du verschteh? Mit Militärs. Ein Militär, zwei Militärs. So gesehen verstehe ich auch den Gesichtsausdruck von dem Militär ganz rechts mit dem Grünen Gruppenticket in der Hand, dem kaum die Hände an den kurzen Armen zusammenreichen. Zwischen Dackelblick, der sagt, er könne da ja leider nichts für und wolle eigentlich auch lieber weg, und schon geistiger Absenz. "Ich bin einer von sechs Militärs. Was bin ich nu eigentlich? Ach, ich wünschte, ich wäre schon weg." Der daneben denkt: "Mist, eingeklemmt. Was kommt denn da hinten? Ach Mann, eingeklemmt, und ich kriegs einfach nicht raus." Der mit der Russenmütze: "Da rechts kommt ja auch noch was. Zum Glück kann mich der liebe Führer gerade nicht sehen." Das kann der zwar gar nicht denken, weil er ja nicht nur keine Gedanken lesen kann, sondern weil er überhaupt nicht denken kann, er denkt's aber trotzdem. Der dritte von links: "Hm, bin doch ziemlich fein raus, bin ich doch. Aber ups, was juckt denn da hinten!?" Der vordere Braune: "Was will der liebe Führer denn nun? Wenn er es doch nur sagen würde, dann könnte ich's* mir aufschreiben und merken. Sagt er's? Sagt er's nicht? " Der hintere Braune: "Ich glaube, ich muss gleich lachen, oder kotz ich doch lieber meinem Vordermann in den Rücken?"

Liebe Leser, wie ihr seht, es lohnt sich, Gesichter zu studieren, von den Füßen ganz zu schweigen. Des Lebens ganzer Ekel spricht uns an aus sowas, und das ist dann doch fast schon wieder schön. Mit Militärs.

Eine Meldung aus dem Spiegel: "Max Ernst hatte einen "geradezu ungeheuren Ruf wegen seiner Schönheit, seines Charmes und seines Erfolges bei Frauen". Er selbst schrieb 1931, die "triste eheliche Pflicht" sei ohnehin nur erfunden worden, "um der Kirche verblödbare Seelen zuzuführen und den Vaterländern Kreaturen." Nach Kriegsbeginn [1939, A.d.V.] wurde er interniert. Es war die reiche Kunstsammlerin Peggy Guggenheim, die ihm den Flug nach New York finanzierte und die ihn dort heiratete. Seine jüdische Ex-Ehefrau Lou Straus wurde 1944 in Auschwitz umgebracht."

Was mich interessieren würde: was hat die jüdische Ex-Ehefrau von Max Ernst in den Tagen und Wochen, bevor sie 1944 in Auschwitz umgebracht wurde, von ihrem Ex-Ehemann Max Ernst, der von Peggy Guggenheim nach Amerika eingekauft wurde, gedacht. Das würde mich mal interessieren.

* hier ist das Apostroph übrigens richtig, es ist ein reines Auslasszeichen.

 

  • 23.7.2008

 

The Overload

  • 30.7.2008

 

Zeit: großes Potenzial für Konflikte in jeder Art des zwischenmenschlichen Zusammenlebens. Beispielsweise kleine Kinder. Fällt hin, jemand Erwachsenes sagt: "Dass der Junge aber auch nicht daraus lernt..!", und ich antworte so aus dem Stehgreif (Schlagfertigkeit ist sonst nicht meine Stärke): "Ach, mit sechzehn wird er das auch gelernt haben." Ein jegliches hat seine Zeit. Sagt sie zu ihm: "Ich möchte Hochzeit und Kinder und will eine Antwort jetzt." Er aber hat andere Zeit, er wartet, bevor er zu- oder absagt, so lange, bis er die Antwort weiß. Eines der zentralen Probleme Liebender: ich will Dich jetzt, aber Du kannst erst später. Die Nicht-Übereinstimmung individueller Zeiten, die Ungeduld, die Sanduhr des Lebens, die Vorstellungen davon, wann etwas zu sein oder zu geschehen habe, das "Jetzt!" des Hungrigen nach Erkenntnis, die Verzweifllung, die macht, dass einer Steine auspeitscht, weil sie ihr Geheimnis nicht preisgeben wollen: alles sind Emanationen der scheinbar unnachgiebigen Zeit. Zeit sei eine Mörderin, heißt es, aber nur für den, der sich die Sachen anders vorgestellt hat. Insofern ist es unsere Vorstellung, unser Ideal, unsere Werte, die unnachgiebig auf ihre Richtigkeit pochen, die wir vor uns hertragen, sie sind es, sage ich, die sich destruktiv verhalten können. Es gibt keine falsche Zeit, es gibt nur falsche Vorstellungen von ihr. Es gibt kein falsches Wetter, es gibt nur falsche Kleidung. Es ist zwar nur die Hülle, aber wie vieles ist an dieser Hülle zugrunde gegangen!

 

  • 4.8.2008

 

Ich habe in den letzten Tagen meine Praxis-Homepage zusammengestellt. Wer will, kann sie sich ja mal anschauen. Unter www.naturheilpraxis-schnura.de ist sie zu finden. Ich hoffe, sie ist ganz gut geworden. Wird aber immer noch dran herumgearbeitet. Das hört ja nicht auf.

 

  • 5.8.2008

 

Die Dekonstruktion der Freundschaft. Durch ein zufälliges Wort bin ich meinem besten Freund wiederbegegnet. Wie die Leben sich auseinanderentwickeln. Ich erkenne ihn nicht mehr. Ich erreiche ihn nicht mehr. Wir haben in den wenigen gemeinsamen Jahren, 1975 - 1982, mehr Erfahrungen miteinander geteilt, als manche Menschen im Laufe eines Lebens machen. Diese Erfahrungen sind in die Namen von Städten eingebettet: Berlin, Amsterdam, drei Mal Venedig, New York. Und das heißt: Reisen unterschiedlicher Art, Musik, Filme. Es ist aber nicht die Anzahl der Namen, es sind nicht die Kilometer, es ist nicht der geteilte Rausch. Es ist der Blick, den wir gemeinsam auf die Passagen geworfen haben. Der Verlust hat mich seit je ratloser zurückgelassen. Sonderbar. Die Begegnung verlief auf den zweiten Blick mit solcher Intensität, dass sie eigentlich nur schiefgehen konnte. Und wider Erwarten und alle Unterschiede tat sie das nicht. Verschiedener konnten wir kaum sein. Reicher konnte eine Freundschaft nicht sein. hei+co.

 

  • 7.8.2008

 

Das schöne Thema Körpergewicht: zu viel, zu wenig, Weightwatchers, Kalorien, Appetitzügler und andere Drogen, Fettabsaugungen und Magenbänder, Diäten, mehr Diäten, noch mehr Diäten, Selbstwertdefizite und Herabwertungen, Sinnentleerung und Selbstmordversuche: ich wünsche mir eine Welt, in der jedem, der sich irgendwie wertend über das eigene oder das Körpergewicht anderer äußert, sofort sämtliche Haare vom Kopf und Körper fallen, wo er gerade steht. Sie sollen dann schon nachwachsen, aber nur so langsam, wie das eben dauert. Nach dem dritten Mal vollständigem Haarausfall sind die Finger- und Fußnägel ebenfalls dran, mit allen Nachteilen erhöhter Empfindlichkeit, die das so mit sich bringt. Und zum Schluss fallen die Zähne aus, die auch, wie bei Haien, nachwachsen können, eine Art Repetiergebiss. Aber nur drei Mal, nicht beliebig oft, und wer es dann noch nicht gelernt hat, anderen nicht auf den Sack zu gehen mit seinem Thema, für den geht das Leben dann eben ohne Zähne zu Ende. Da bin ich für.

 

  • 13.8.2008

 

Es ist wie immer die Summe der Dinge: the slow accumulation of facts.

Bobbele will jetzt also ein Kind von Sandy. Ich frage mich ja. Wenn der dieser Zeitung ein Exklusiv-Interview gibt, dann werden die sich ja den ganzen Schwachsinn nicht aus den Fingern gesaugt haben, sondern irgendwie aus seinem Kopf. Wie stellt der sich das also vor? Boris Becker zur Zeitung: "Ich will ein Kind von Sandy." Zu Sandy: "Sandy, ich will ein Kind von Dir." Sandy: "Ja, wart mal, ich kuck mal, ob ich grad eins da hab. - Nein, doch nicht, aber 'ne Tasse Kaffee hätte ich noch da." Es ist ja nun nicht so, dass ich nicht wüsste, was diese Leute meinen. Der bedient ja wohl, soweit ich das überblicke, das Bedürfnis nach Klatsch und Tratsch. Und diese Zeitung tut es ihm gleich. Jetzt soll es also ein Kind sein. Frage: "Gibt es schon Pläne für die Hochzeit?" Antwort:" Ja, aber dazu äußern wir uns zu gegebener Zeit." Das ist das gleiche gewissenlose Hirnequipment in Papierform, das sich nicht grauste, am 5.2.08 (s.d.) zu schreiben "Mutter warf Kind aus Feuer-Haus." Es gibt gewisse Verhaltensweisen, die sind unverzeihlich. Einen solchen Dreck zu schreiben gehört dazu. Doch es passiert, und jeden morgen neu. Und es wird Tag und solch ein Tag bleibt ganz. / Und er hat Stunden. Keine aber weckt / das Leben zum Gebet und keine schreckt / die Sünde, keine mahnt und keine klagt / und keine dumpf ihr vivos voco sagt / und keine Glocke weint ihr mortuos plango. / Das Leben starb. Die Mörder tanzen Tango. (Karl Kraus) Aber am Ende fragt sich auch: Warum musste ich das wissen? Warum schreit mich das an? Kann das nicht einfach die Schnauze halten und Kinder machen oder es sein lassen, ohne den Rest der Mischpoke darüber zu informieren? Wenn die dann also ein Kind gemacht haben werden, werden wir womöglich noch erfahren, ob die es in der Missionarsstellung oder von hinten gemacht haben, eventuell stehen die auf Bondage, und einer von beiden hat's dem anderen von beiden in irgendeiner abgefuckten Sonstwie-Stellung nach Intimrasur (auch so ein Wort) besorgt. Ehrlich, das ist mir vollkommen wurscht, aber sollen die das nicht an irgendeinem verkackten Morgen zu den Kiosken raushängen und mit ihrem Ekel die arbeitenden Menschen belästigen.

 

  • 17.8.2008

 

Der Tod lächelt uns alle an, das einzige was man machen kann ist zurücklächeln! Marc Aurel

Heisenberg: „Die Wirklichkeit, über die wir sprechen können, ist niemals die Wirklichkeit »a priori«, sondern eine von uns geformte bekannte Wirklichkeit. Wenn man gegen diese Behauptung einwendet, es gebe doch schließlich eine objektive Welt, unabhängig von uns und unserem Denken, die ohne unser Zutun funktioniere oder funktionieren könne und die diejenige sei, die wir eigentlich meinen, wenn wir forschen, dann müssen wir auf diesen Einwand, so überzeugend er auf den ersten Blick auch klingen mag, entgegnen, dass selbst der Ausdruck »es gibt« seinen Ursprung in der menschlichen Sprache hat und daher nichts meinen kann, was nicht mit unserem Verstehen zusammenhängt. Für uns »gibt es« eben nur die Welt, in der der Ausdruck »es gibt« eine Bedeutung hat.“ (Physics and Philosophy, 236)

Gustav Seibt in der SZ über das Rauchen: Eine impertinente Ungeselligkeit. "Raucher, denen die Empfindung dafür fehlt, wie abstoßend ihre Ausdünstungen sind, sollten sich einfach vorstellen, sie müssten einen beträchtlichen Teil ihres Lebens verseuchtes Wasser oder übel schmeckendes Brot zu sich nehmen."

 

  • 20.8.2008

 

In meine Miniaturensammlung:

"Sag mal, deine hübsche, blonde Freundin da, die so doof aussieht, was hat die denn für einen Knall! Mit Händchenstreicheln versuchst Du seit einer halben Stunde, sie zu einer Reaktion zu bewegen, aber sie lächelt nur und tut überhaupt nix. Ist das ein Wettbewerb? Sie wirkt so, als könntest Du wochenlang vor ihrem Bett rumrutschen, damit sie Dich einmal zum Poppen reinläßt, und dann würde sie, weil sie so eine langweilige und dumme Person ist, einfach nichts vom Sex merken."

Das kann man doch so aber nun wirklich nicht sagen. Das ist doch nun aber schon sehr, ähm, tja ...

 

  • 23.8.2008

 

Das ist dann die schmutzige Lektion des Herzens. Himmelgroßes Fanal, nicht abbestellbar. Nicht zu löschen. Laut.

 

  • 28.8.2008

 

Über den Disney-Konzern wird im Spiegel 35/2008 berichtet:

Disney-Manager Hardie: "Die Jugendlichen interessieren uns nicht mehr nur als Fernehzuschauer, heute verwandeln wir sie in begeisterte Fans." Disney verwandelt Jugendliche. Na, dann ist das ja in guten und kompetenten Händen. Erst lassen sie Mäuse und Enten sprechen, dann verwandeln sie Jugendliche. Jetzt verstehe ich auch, warum ich so oft das Gefühl habe, beispielsweise am Bahnhof von quatschenden Mäusen und Enten umgeben zu sein. Das ist gar keine Halluzination, das ist Disney.

Disney-Manager Ross: "...wir erzählen Geschichten voller Optimismus und Hoffnung." Die Hoffnung in der Hand von Disney. Es ist ekelhaft. Wenn die das in der Hand hatten, will ich es nicht mehr haben. Müssen die ihren dreckigen Schruntz an allem abwischen und es verschmiert hinterlassen und nennen das dann Kultur. Die aufgehoben zwischen Kunst und Kommerz dem Kaufmann vollends zum Pofel verkommt und daher eine Wurst ist, die ein Gedicht ist.

 

  • 7.9.2008

 

Miniaturen

Diese einvernehmlich stillschweigende Solidarität von Männern, die im kühlen Frühnebel an den Bahnsteigen stehen und ihre Aktentaschen in eine andere Stadt zur Arbeit fahren: dieser liest immer, wo er auch steht; der da träumt wohl noch etwas; der mit dem Kaffee in der Hand kommt heute ungewöhnlich spät, und der, der immer zwei Taschen trägt, fährt donnerstags eigentlich nie. Also ist Freitag. Da ist Verlass. Allenfalls ein sekundenkurzer Blick und ein Brummeln, dann schweigen wir wieder und stehen einzeln. Wer schwätzt, wird geschnitten. Wir mögen das nicht. Einmalreisende sitzen isoliert. Die Mittwisser zwar auch, aber das ist gewollt. Diese Solidarität tröstet an unausgeschlafenen Morgenden.

 

  • 8.9.2008

 

Mein Lieblingstier ab heute: die trötende Trottellumme. Irgendwie muss man mit dem Schlamassel doch fertig werden.

 

 

Wohnt doch die Stille
im Lande der Seligen,
und über den Sternen
vergisst das Herz
seine Not
und seine Sprache. (Hölderlin)

 

 

Was nützen Dank und Anerkennung, wo doch all diese Last die Summe der Tage beschneidet. Nichts wird geschenkt. Was nützen schöne Worte, wo doch die Summe der Sorgen lastet wie Stein, aber keine Hand eingreift und nur jeder steht und bedauert. Und zurückgeht an seinen Tisch und die Mahlzeit beendet. Und es bleiben durchsorgte Tage wie vorbeifliegende Aschefetzen von Zeitungspapier. Manchmal sind wir einfach nur müde. (N.N.)


  • 18.9.2008

 

Die sensorische Verunreinigung ist allgegenwärtig, die Belästigung hart, das Rauschen ist weiß. Auf jeder Oberfläche ein blödes Kichern, in jeder Nische ein Ekel von Werbeplakat. Der Käse auf dem Teller ist mit Namen bedruckt, damit man ihn nicht verkenne. Und sagen Tschüss und Aufwiedersehn. Es ist nur noch möglich, von dieser Oberfläche zu verschwinden, abzusinken in unnennbare Tiefen, für die sie keine Drucksachen, Gerüche und keine ekelhaften optischen Eindrücke mehr haben. Sie? Die Lauten da draußen. Und die windigen Angelschnüre aus Geräusch, die sie nach mir auswerfen? Lösen sich auf und verstummen in der luftlosen Zwischenwelt vor der Stille der Tiefsee.

 

  • 27.9.2008

 

Ich habe zwei Namen entdeckt, die ich bemerkenswert finde: Deutsch Huu (Korea) und Glaube Feitosa (Brasilien). Vor allem bei dem Koreaner: was mag da für eine Geschichte dahinter stecken! Wer hat sich das aus welchem Grunde ausgedacht? War das eine Urlaubsromanze von vor 30 Jahren, und der Vater weiß nichts davon? Er sieht allerdings ziemlich asiatisch aus, also ist das unwahrscheinlich. Aber "Deutsch", wer kommt denn in Korea auf so einen Namen! Das ist ungefähr so interessant wie mein derzeitiges Lieblingsprogramm: Google-Earth. (Wer die Fotos von mir auf Panoramio dort findet, darf sie sich ansehen. Oder runterladen. Je nach dem.) All diese Orte, diese Namen und Bilder! Sonderbare Formationen. Man möchte gar nicht hin um den Schleier der Isis zu lüften. Major e longinquo reverentia: Aus der Ferne betrachtet ist alles schöner.

Bei 51°20'30,49''N und 68°39'20,08''W ist eine sehr merkwürdige Insel. Einmal drumrumsegeln!

 

  • 28.9.2008

 

In amerikanischen Filmen, Serien und Musikvideos: Die Amerikaner sehen aus wie Amerikaner, die Männer wie Männer und die Frauen wie Frauen, die Tassen sehen aus wie Tassen, und die Jonas Brothers sehen aus wie Jonas Brothers, und dann kommt die Härte: darunter steht: Jonas Brothers. So versichert man mir. Weiß der Teufel, wer die Jonas Brothers sind, jedenfalls die besten Musiker aller Zeiten. Sagt man mir. Und wenn von Not und Leid und Atemluft die Rede ist, machen sie die Gesten, Zeichen und Gesichter von Not und Leid und Atemluft. Der Regisseur hat gesagt, macht so ein Gesicht, und sie haben so ein Gesicht gemacht, und es bedeutete ihnen nichts und sie haben es doch ernst gemeint. Man weiß zwar nicht genau, was, aber dass es ihnen ernst war, das sah man. Das ist ja ein Debakel. Und auch sie sagen dann tschüß und aufwiedersehen und dass sie es richtig cool fanden, was auch immer sie cool fanden, fanden sie aber. Und über sechzig Prozent von ihnen sind Kreationisten und wollen Darwin an den Schulen verbieten lassen. Tendenz steigend. Sie sind so simpel, so kindisch, so lächerlich und unecht, so verlogen und ängstlich, so mutlos und klein, selbst wenn sie sich heroisch geben, und das tun sie alle Nase lang mit ihrem grindigen Haupt und ihrer ansteckenden prickelnden Geisteskrätze knapp unter der strahlend glattpolierten Oberfläche, und das alles vor der Kamera und sie schämen sich nicht. Und sie haben Atombomben. Soll man Kindern die Macht geben, wie es der Grönemeier will? Nö. Das Einebnen der Welt findet doch sowieso schon längst statt. Eine platte und plane und eindimensionale Welt. Ich bin für eine große, hohe Mauer wie in Die Klapperschlange mit Mel Gibson und dafür, dass man ihnen reichlich Spielzeug gibt, damit sie zu tun haben, und noch tiefe Emotionen, von denen sie der Welt berichten können in ihren Videoaufzeichnungen, wiederholte Aufnahmen, der siebzehnte Take wird genommen. Die Videos sollen sie dann über die Mauer werfen irgendwo, es steht dann schon jemand dahinter und hebt das auf und tut es in den Video und kuckt sich das an. Die Jonas Brothers zum Beispiel. Und darin erzählen sie Geschichten voller Optimismus und Hoffnung, wenn der Produzent von Disney es so will, und alles ist nur noch ein einziger Ekel in den Köpfen, aber das macht dann nichts mehr, denn wenn man die Videos oder wie das jetzt heißt nur lange genug auf der anderen Seite der Mauer liegen läßt, dann halten vielleicht die Tiere Einzug. Das ist denen zwar auch nicht zu gönnen, aber denen macht es wenigstens nichts aus. Und die Mauer soll so hoch sein wie der Wall an Einreisebestimmungen, aber sie soll nicht nur die da drinnen schützen, sondern vor allem die anderen draußen, damit sich niemand diese Geisteszustände zuziehe. Also rein ja, raus nein, wenn man nicht glaubhaft nachweisen kann, dass einem das alles furchtbar peinlich ist. Und drinnen Reservate für die wenigen. Mit Mauern gegen die vielen. Gut, die Berge können nun nichts dafür, nicht der Biber, der Pinguin, nicht die Sequoia, aber denen dürfte die Mauer auch recht egal sein. Oder? Die sind ja nicht auf uns angewiesen. Oder?

Da dachte ich, ich mach mir mal einen ganz faulen Sonntag, mit Fernseh und allem, und dann das.

 

  • 3.10.08

 

Was auch immer, es wird nicht zurückgezahlt. Die wirklich großen Rechnungen bleiben unbeglichen. Zahlst Du, sei Dir bewusst, dass Du es tust. Oder lass es. Gerechtigkeit? Wird nicht gewährt. Der Spruch, man sehe sich immer zweimal im Leben, ist Quatsch. Die meisten Menschen sehen sich nicht einmal einmal. (Trotz weit geöffneter Augen sehe ich nicht das Geringste.) Und das immer in diesem Satz ist das Trostwort der völlig Selbstvergessenen. Wenn sie am Sterben sind, werden sie sich gewiss nicht mehr erinnern, dass sie Diesen nur einmal im Leben gesehen haben und diese Hoffnung vergebens war. Aber selbst, wenn sie sich zweimal sehen sollten und damit die Rache eine Chance auf Gelingen bekommt, wird sie doch nicht gelingen, weil sich dann mindestens einer von beiden nicht mehr an den Anlass erinnert und es damit egal ist. Man habe halt Pech gehabt, ist dann die Erklärung. Ich bin als Autor nicht mehr zu erkennen. Und der Rache ist es doch immanent, dass das Opfer im letzten Moment erkenne, von wem sie stammt, denn sonst kann es ja irgendein Pech sein.

Alle Hoffnung ist also umsonst. Und anders als es uns Dante Alighieri androhte, Lasciate ogni speranza, voi che entrate: Die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren, über dem Tor zum siebten Kreis der Hölle, ist das wohl im Endeffekt viel weniger eine Drohung als die endgültige Einladung zur Freiheit. Denn da Dante noch im Glauben sprach, spreche ich in der Illusionslosigkeit, und ich verdamme die Hoffnung, da sie uns zu Narren macht und Helden der Lächerlichkeit. Und das ist wirklich das Letzte, was wir brauchen. Die wahre Metaphysik beruht auf dem Glauben, dass einmal Ruhe sein wird.

Die Worte werden der Situation nicht mehr Herr. Sie reichen hinten und vorne nicht. Dabei könnten sie das. Ich stelle hier ein Beispiel ins Netz. Es ist von Christoph Ransmeier aus "Die letzte Welt". Es ist mein persönliches Eingeständnis der Inkompetenz. Wer denkt, ich kokettiere, irrt.

Diese Gedanken sind noch nicht am Ende. Ich bin mir da sicher, weil sie so ein blödes Ende nehmen, und das kann ich einfach nicht mehr unterstellen. Ich bin nicht bereit, anzunehmen, dass das Leben in dieser Hinsicht einen Bogen um mich geschlagen hat. Warum sollte es sich diese Mühe mit mir geben?

 

  • 4.10.2008

 

Ich tue nichts, um diese Seite besonders interessant zu gestalten. Ich nenne schon bisweilen die Adresse, ja, aber sie, die Seite, verhält sich harsch und ablehnend. Ich habe heute die Anzahl von 7500 Besuchern überschritten. Ich weiß selbst nicht, warum. Es macht mir Angst.

 

  • 5.10.2008

 

Die Suche nach dem wahren Selbst

Es ist gar nicht mehr mögich, zu seinem wahren und authentischen Wesenskern zu finden, da schon die Oberfläche, also die Wahrnehmung und das Verhalten permanenten Verunreinigungen ausgesetzt ist: die eine fächelt sich Luft zu, wenn sie weinen muss, wie dieses Modell, die andere macht den Mund auf wie die Schauspielerin, die nächste wirft die Haare wie Kim Basinger; der eine kuckt so cool wie Clint Eastwood und der andere so verführerisch wie Einstein in seiner Rolle als Gladiator des Zorro. Die meisten allerdings stellen eine Mischung aus H&M und einer dieser Vorabendserien dar. Dort kriegen wir gezeigt, wie wir zu reagieren, wem nachzueifern und wen zu vermeiden oder konträr zu bewundern haben, im Ekel der täglich erneuerten In- und Out-Listen.

Und daran schon scheitert es: dass die Suche nach dem wahren Selbst selbst ein Pofel aus dem Shop von Hollywood ist. Und stattdessen? Hm?

 

  • 9.10.2008
  • Heute morgen erfahre ich, es gibt die Schweizer "Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Widmer-Schlumpf ist übrigens Justizministerin." (Spiegel Online) Ein Land, das sich so etwas leisten kann, ist noch zu ganz anderen Großtaten fähig. Ein Tag, der so beginnt, muss gut werden.

    Ich finde meine Praxis-Homepage www.naturheilpraxis-schnura.de zu langweilig, habe aber noch keine Idee, wie ich sie ändern kann, damit sie interessanter wird.

  • 10.10.08

 

Myamoto Musashi tötet einen Nue.

 

Musashi lebte von 1584 bis zum † 13. Juni 1645. Von ihm stammt das "Buch der fünf Ringe". Und die Zeichnung rechts unten auf meinen B-Loq-Seiten.

 

Ein Nue: Fabelwesen, das Unglück mit sich bringt.

 

  • 11.10.2008

 

Boxen im Fernseh: erst werden Bilder von komisch angezogenen Boxern bei schlechter Beleuchtung gezeigt und ein pathetischer Mann redet, dann werden Leute nach ihrer Meinung gefragt und sagen sie, dann singen halbnackte Mädchen ein Lied, in dem es irgendwie um Sex geht, dann orgelt ein hochbezahlter Amerikaner pathetisch Klingendes, dann werden Lieder gespielt, dann orgelt der Amerikaner wieder etwas Bedeutungsvolles, dann sagen noch mehr Leute noch mehr Meinungen, die nichts erhellen außer ihre Dunkelheit, dann stehen Wichtigtuer, Schaumschläger, Rumsteher, Schleimer, Reinhalter, Hingeher, Dabeiseier, Angeber, Ausseher und Bezahlheinis rum und halten ihr Ponem zur Glotze raus, dann wird wieder musiziert, dann boxen zwei, dann sagen wieder Leute ihre Meinung und stehen Leute rum und machen Musiker Musik, dann kommt schlechte Erziehung zum Zuge und es ist alles ein großer Ekel. Es ist Boxen im Fernseh.

 

  • 14.10.2008

 

Fettabsaugungen, Dividendenausschüttung, Rechtsberatung, Neuanfang und alles auf Null stellen, um Verständnis heischen, kontrollierte Übergänge, Freiwillige Selbstkontrolle, unfreiwillige Selbstkontrolle, giftige Farben, Geschwüre, Pilze und Ausschläge auf der Haut, sich ablösendes Bindegewebe, Lichenifizierung, und besonders die eigene Meinung, die ist das Allerschlimmste. Damit geht's los.

 

  • 19.10.2008

 

Und schon wieder so ein Trotteltreffen von Kim Jong Il mit Militärs. Und immer noch hat einer der Trottel mit der Mütze die Kladde in der Hand, um alle Bonmots und den gedanklichen Auswurf des Geliebten Führers auf Papier festzuhalten. Da er der Geliebte Führer ist, müsste der sich eigentlich aussuchen können, womit der sich so umgibt. Dass es aber immer mit Militärs sein muss, noch dazu die immer gleiche Mischpoke, ist schon auffällig. Interessant ist hier die vierte, strammstehende Militärin von links: mit einem roten Wimpelchen am Hut in eine Stute verwandelt. Ich wette, wenn der Herr Il sie auffordert, dann schnaubt sie. Oder ist das die Chefin der Kavallerie? Und die Gucci-Brille vom Oberkoreaner? Auch nicht ohne, was? Außerdem weiß ich, warum er bei dieser servilen Schildkrötenversammlung eine zu lange Hose aus seiner Kollektion von Trainingsanzügen trägt. Nicht, weil heute der Tag der zu langen Hose befohlen ist. Müsst ihr euch mal das Bild oben anschauen, dann findet ihr es auch raus. Da hat übrigens der 2. Militär von links die Kladde in der Hand. War wohl Schichtwechsel. Unter diesen bösartigen Trotteln. Den Militärs. Man möchte lyrisch werden bei solch einer Versammlung.

Früher wusste ich nicht, wer ich bin, also habe ich mich auf die Suche nach meinem wahren Ich gemacht. Jahrelang las ich Selbsthilfebücher auf der Suche nach dem Kind in mir und begab mich in die Analyse. Ich wurde aufgelöst und neu zusammengesetzt. Ich konsultierte Gurus in fernen Ländern und erlangte Harmonie mit meinen Chakren. Ich stellte mich der dunklen Seite meiner Seele und erfuhr Erlösung auf der spirituellen Ebene. Ich meditierte auf der Suche nach meinem Karma und endlich trat mein wahres Ich zutage. Doch jetzt, wo ich es gefunden habe, weiß ich nichts damit anzufangen.

Absetzungen im Sinne der Defäkation, Generalverdacht, Spritztour, chinesische Wasserfolter, Wangenrötungen, Atomwaffensperrvertrag und Nachrüstung. Die zehn wichtigsten Prominenten. Militärs. Halbseitenlähmung, Enthirnungsstarre. Der Ekel. Die Welt, in der wir leben.

Morgennebel. Die Stille nach dem Schneefall. Die Tiefsee. Das Schweigen.

 

  • 22.10.2008

 

Hey, ihr Banken- und Versicherungsschnösel: jeder Mensch, der wegen eurer Zockerei um 25% seine Existenz, seinen Arbeitsplatz, seine Familie oder sogar seine Lebensmittel verliert, geht auf euer Schuldenkonto. Meine Strafe: euch fällt der Schlaf aus. Nur noch eineinhalb Stunden Schlaf am Tag, mehr nicht, für den Rest des Lebens. Und ihr müsst es euch selber einteilen. (Manchmal ist das Wissen, dass es nur Größenwahn ist, etwas deprimierend.)

 

  • 23.10.2008

 

Ich berichtige: 24 Meter. 24 Meter lang ist die Schleppe aus Gestank, die ein gehender Raucher hinter sich her zieht. Dagegen ist doch in's Gesicht furzen gar nichts. Vor allem nicht so giftig.

Ich bin für Bildung. Nicht Ausbildung, sondern Bildung im Sinne von Peter Bieri, siehe 7.7.08

" Rein oder raus? Sie müssen sich schon entscheiden!" - "Nein, muss ich nicht."

 

  • 26.10.2008

 

Eine Langzeitstudie der Universität Melbourne an 671 Frauen über ein Jahrzehnt ergab, dass die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, bei Raucherinnen, die über 20 Zigaretten am Tag rauchen, von 6,5 auf 15 % steigt. (Wie ist es mit 10 Zigaretten? Ist der Anstieg der Wahrscheinlichkeit linear oder exponentiell? Leider nicht herauszufinden.)

 

  • 30.10.2008

 

... und der Ganzkörper-Nackt-Scanner wird kommen. Hier und da und überall. Denn bisher ist am Ende immer noch alles gekommen, was uns gezeigt wurde. Und er wird verbessert werden und z.B. auch Fragen nach Körper-Piercings provozieren (Was führnse denn da mit sich). Und der Staat in Gestalt seiner Organe wir sich für die Geschlechtsorgane deiner Frau interessieren. Und sein eigenes Gehirn wird ihm vorgeführt werden. In Gestalt erbsgroßer Relikte. Aber funktionieren wird es und du wirst nicht wissen, wie dir geschieht. Dass dir Hören und Sehen vergeht.

Ganzkörper-Scanner, Videoüberwachung. Wer nichts zu verbergen hat. Effizienzsteigerung, Wertzuwachs, Kennziffer, Benchmarking. Freie Meinung. Blutiggeschossene Vögel. Beschallung, Bedeutungszuwachs. Gelächter. Rote und schwarze Listen.

 

  • 31.10.2008

 

Guten Tag, Herr Wolfgang Bosbach (CDU, MdB), was mischen Sie sich eigentlich in mein Leben ein? Wer sind Sie denn? Kennen wir uns? Habe ich Sie gebeten oder eingeladen? Hab ich Ihnen die Tür aufgemacht? Wie ich sterbe, geht Sie gar nichts an, und da haben Sie Ihre Griffel raus zu lassen, Sie gut gekleideter, ahnungsloser Politiker, Sie. Das ist ja wohl ein Ärgernis. Das ist doch nicht zu fassen: Da will der uns zur Zwangsberatung beim Arzt, zu einem Notar und zum Vormundschaftsgericht schicken, bevor meine Patientenverfügung akzeptiert werden darf, in der ich ein für alle Mal und vor allen Ohren und Augen und in der Öffentlichkeit festlege: Stellt die verdammten Maschinen ab!

„Zatoichi, der blinde Samurai“ (2003) ist ein japanischer Heldenfilm, in dem der Regisseur Takeshi Kitano als Hauptdarsteller einen blinden Schwertkämpfer spielt. Er hilft in einem Dorf allerlei Menschen gegen allerlei Ungemach und Böses. Kurz vor dem Ende siegt er über alles Elend, und dann kommt die Krönung: er sagt den Dorfbewohnern, dass er gar nicht blind ist, sondern Regisseur. Große Freude, Tanz zu fantastischen Trommeln, Hurra, alle feiern, man denkt als Zuschauer an ein Frühjahrsfest in der Südsee, Musik, fliegende Kimonos und Hüte. Der Regisseur ist dann erstmal fertig mit dem Mitfeiern, hat vielleicht auch noch zu tun, so ein Film geht ja nicht von selbst zu Ende, er dreht sich jedenfalls um und stolpert über ein herumliegendes Kabel auf eine Kamera zu, stolpert, stolpert, na, na!, gleich wird er in die Kamera krachen und das Bild wird hinten überkippen, doch nicht, einen halben Meter vorher kommt er zum Stehen und sagt in die Kamera: „Trotz weit geöffneter Augen sehe ich nicht das Geringste.“

Ich habe zwei Tage lang über diese Pointe gelacht.

Nachtrag zum 22.10.08: Es gibt noch ein großes Ärgernis: dass sich all diese Bankenbengel und Versicherungsverkäufer zwischen 29 und 67 in das System organisierter Verantwortungslosigkeit zurückziehen können. Und das in einer Gesellschaft, in der Köche, Friseure und Kleiderständer Starstatus bekommen können.

 

 

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